Neu auf der Sightseeing-Liste: Fulton Street. Jahrelang haben die New Yorker U-Bahn-Betriebe diese Haltestelle beackert – dabei hatte sie einige der schönsten Eingänge in der Stadt.
Diesen Eingang gibt es immer noch. Und ein paar Schritte weiter öffnen sich seit gestern die Türen zur neuen Mega-Haltestelle. Als einer der dicken Verkehrsknotenpunkte führt er neun U-Bahnlinien zusammen, und das auch noch einen Katzensprung vom World Trade Center entfernt.
Das sollte in Erhabenheit baden, und weil die MTA ohnehin schon ein Faible für U-Bahn-Kunst hat, sollte nun gleich der ganze Neubau ein Kunstwerk werden. Das hat geklappt, und deshalb erzähle ich euch die Geschichte dazu in Bildern.
Dieses Rundfenster des Designers James Carpenter bringt jede Menge Tageslicht in die U-Bahn. Ein “sky reflector net” hilft dabei, die Sonnenstrahlen bis in den untersten Stock zu bringen. Und die Rundung ist riesig: Rund 33 Meter hoch, 16 Meter Durchmesser im Fenster, insgesamt hat sie ungefähr die Ausmaße der Spirale im Guggenheim Museum.
Unten drunter gab es für lange Zeit ein Gewirr aus dunklen, unübersichtlichen Gängen. 12 Jahre hat es gedauert, bis die neuen Pläne für Fulton Street umgesetzt waren (macht sieben Jahre Verspätung!), und gekostet hat der gesamte Umbau 1,4 Milliarden Dollar (geplant waren 750 Millionen). Aber – anders als manche Baustelle in Deutschland – es ist fertig geworden.
Je nachdem, wo ich stehe, sehe ich durch den “Oculus” sogar ein Stück von den Hochhäusern draußen. Vor allem aber sehe ich, was sich drinnen um die verschiedenen Ebenen windet: Geschäfte.
Noch stehen die Ladenlokale leer, aber schon zu Beginn des Jahres sollen die ersten Shops einziehen. Mehr als 18.000 Quadratmeter Verkaufsfläche haben die Planer auf fünf Stockwerken bereitgestellt. Ich finde es ohne Läden viel schöner, und ich mag mir auch gar nicht vorstellen, wie ich mich hier eines Tages durch die Einkaufsbummler drängeln muss.
Einen Vorgeschmack gibt es auch jetzt schon.
Erst dachte ich, die lustigen New York-Figuren auf der Leuchtanzeige sind Verzierung. Oder Kunst. Aber dort läuft Werbung, ich komme mir angesichts der Bandenform fast vor wie im Stadion. Anderswo schreien mich sogar Riesenflächen mit Kaufbefehlen an.
Da wundert es mich nicht, dass die Haltestelle von draußen einfach mal in “Fulton Center” umbenannt ist – im Grunde wird es ein Einkaufszentrum. Ob das so eine gute Idee für den größten Verkehrsknotenpunkt New Yorks ist? Auch die Kosten für den Umbau drücken meine Augenbrauen nach oben.
Kaum twittert die MTA stolz von der Eröffnung der teuren Station, kommen gleich mehrere Meldungen hinterher, auf welchen Linien die hoffnungslos veralteten Signale mal wieder den Verkehr aufhalten. Den Berufsverkehr, versteht sich. Und die Fahrpreise sollen auch bald schon wieder steigen.
Aber schön sieht dieser Oculus in Fulton Street schon aus. Ach, kommt, einmal gucken wir noch.
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