Die News aus New York sorgen für Diskussionen. Faire Bezahlung, das Gebaren der Polizei, ein Naturspektakel in Manhattan, neue Ideen für die ewig problematische U-Bahn – und um diese Jahreszeit natürlich auch Ranglisten und Superlative. Dabei geht es allerdings nicht gerade um die Glanzstunden des Jahres.

Mindestlohn für Uber- und Lyft-FahrerInnen

Sharing is caring! Diesem Motto folgen Firmen nicht unbedingt, bloß weil sie in ihrer Werbung von community und Miteinander schwärmen. Die Fahrvermittler Uber und Lyft teilen ihre Profite möglicherweise mal mit AktionärInnen, aber nicht mit den Leuten, die eben jene Profite für sie buchstäblich einfahren. Der Ausbeutung von “selbständigen” FahrerInnen setzt New York jetzt eine Untergrenze: Ab Januar müssen Uber- und Lyft-FahrerInnen nach Abzug der Ausgaben mindestens 17,22 Dollar pro Stunde verdienen.

Damit wird die Stadt New York zur ersten Verwaltung im ganzen Land, die so etwas durchsetzt. Das kommt nicht von ungefähr: Die App-Fahrdienste haben den ohnehin schon verstopften Straßen New Yorks Tausende zusätzliche Autos beschert – im Juli fuhren rund 78.000 Wagen für einen der vier großen Fahrdienstvermittler Uber, Lyft, Via und Juno. Zum Vergleich: Es gibt 13.637 Taxis in NYC. Und allein Uber wäre der größte Arbeitgeber in New York, wenn er seine FahrerInnen als Angestellte betrachten würde, statt sie zu Mini-UnternehmerInnen zu erklären.

Hinter der neuen Regelung steckt nicht nur die Lobby der herkömmlichen Taxiunternehmen, die ihre FahrerInnen auch nicht gerade liebevoll behandeln, sondern ein Zusammenschluss, den sich Uber und Konsorten nicht hätten träumen lassen: Klassische TaxifahrerInnen und die App-gebundenen FahrerInnen haben sich in der Independent Drivers Guild zusammengetan und gemeinsam für eine faire Bezahlung eingesetzt.
(Übersichtsartikel nachlesen bei Bloomberg, mehr Hintergründe bei Vox)

Polizeigewalt: Falsch gestellte Fragen?

Dieses Video war der große Aufreger: PolizistInnen drücken eine junge Frau auf den Boden und zerren an den Armen ihres Babys, bis sie es ihr entreißen. Ihr Vergehen: Sie hatte sich angesichts langer Wartezeiten in einer Behörde auf den Fußboden gesetzt. Dort ist Jazmine Headley aufgelaufen, weil man ihr morgens bei der Kindertagesstätte gesagt hatte, die Stadt habe die Zahlungen für die Betreuung ihres Sohnes eingestellt. Das will sie klären, damit sie zur Arbeit kann. Sie wartet bereits seit vier Stunden, als die Wachleute beim Sozialamt ihr sagen, sie solle sich gefälligst hinstellen. Sie weigert sich zunächst – und als sie gehen will, ist es zu spät.

Auf dem Boden sitzen rechtfertigt nicht einmal eine Festnahme, aber die Polizei findet etwas anderes in ihrer Datenbank, zückt die Handschellen und bringt Headley ins berüchtigte Rykers Island-Gefängnis. Erst Tage später kommt sie frei. Inzwischen werden Fragen nach Rassismus immer lauter, nach Gewalt gegen Arme, nach Regeln für die Polizei. Allerdings fehlt in den meisten Berichten und Kommentaren die Frage: Für welche Probleme rufen wir eigentlich so alles die Polizei?
(Analyse inklusive Video des Polizeieinsatzes bei The Atlantic)

Der ärgerlichste Weihnachtsmarkt New Yorks

Endlich sollte Brooklyn auch einen so großen, beliebten Weihnachtsmarkt bekommen wie Manhattan, und dann auch noch direkt hinter dem schicken Brooklyn Museum! Vielleicht klang das zu gut, um wahr zu sein. Seit seiner Eröffnung häufen sich die Negativschlagzeilen über die Veranstalterfirma, und auf dem Platz sieht es demnach auch recht trostlos aus. Statt Geist der Weihnacht gibt es dann eben den Geist von Brooklyn: Die HändlerInnen halten zusammen und versuchen, das Beste draus zu machen – und die Lokalpresse ruft dazu auf, diese kleinen Geschäfte zu unterstützen.
(Fotos anschauen und nachlesen beim Gothamist)

Die schlimmste Vermieterin der Stadt

Jedes Jahr kommt sie, die Liste der slumlords, die für die fürchterlichsten Wohnverhältnisse New Yorks verantwortlich sind: Da blättert bleihaltige Farbe von den Wänden, die Heizung läuft monatelang nicht, dafür tropft Wasser von der Decke und Ratten machen es sich gemütlich. Diesmal auf Platz 1 der “Landlord Watchlist”: Die Stadt New York selbst – wegen eklatanter Mängel in den Sozialwohnungen.
(Nachlesen in der New York Daily News)

Seltsame Kreative Lösungen für die U-Bahn

“Safely saving seconds” – das ist mein Lieblingszitat aus dem bunten Strauß an U-Bahn-Nachrichten der letzten Zeit. Wenn ihr die Apfelpresse regelmäßig lest, wisst ihr ja schon: Die New Yorker U-Bahn ist proppenvoll mit Problemen, und deren Lösung bringt jede Menge Streit – auch in der Adventszeit. Erst bekommen schon wieder mal die Fahrgäste die Schuld für Verspätungen in die Schuhe geschoben: Eine gigantische Anzahl an SchwarzfahrerInnen reiße ein Loch von 215 Millionen Dollar ins Budget, verkünden die Verkehrsbetriebe MTA. Wo genau die Grundlage für diese Schätzung erhoben wurde, das verrät die MTA allerdings nicht. Wenn deren Hochrechnung aufginge, würden an jeder Bus- und Bahn-Haltestelle pro Stunde 18 Menschen ohne Fahrkarte einsteigen – das ruft Zweifel hervor. Dann kommt auch noch heraus, dass der Einkaufszentrenbetreiber Westfield der MTA mehr als 600.000 Dollar Miete schuldet – hoppala! Nach dem blame game kommen die Verantwortlichen bei den Verkehrsbetrieben MTA und in der Politik auf abenteuerliche Lösungsansätze.

Nummer 1: Die U-Bahnen sollen einfach mal schneller fahren. Zwar war der Grund für die derzeitigen Geschwindigkeitsbegrenzungen die Sicherheit der Fahrgäste, ausgelöst durch einen schweren Unfall auf der Williamsburg Bridge im Jahr 1995. Jetzt sei die Technik doch viel weiter fortgeschritten, sagt die MTA. Dieselbe MTA, die bei Streckenumleitungen wegen Reparaturarbeiten gerne daran erinnert, dass manche Signale 100 Jahre auf dem Buckel haben.

Nummer 2: Kiffen. Das war ein großes Fressen für Boulevardmedien und Social Media: Die Kosten für eine Modernisierung der New Yorker U-Bahn könnten durch legalen Marihuana-Verkauf reingeholt werden. Damit betreibt Lokalpolitikerin Melissa Mark-Viverito Wahlwerbung und nennt ihre Kampagne “Weed for Rails”. 
(Details über die SchwarzfahrerInnen lest ihr bei amNY, die Mietschulden gibt’s bei der NY Daily News, die speed tests für schnellere U-Bahn-Fahrten könnt ihr im Video bei NBC anschauen, und ein seltsames Wahlwerbevideo seht ihr im Youtube-Kanal von Melissa Mark-Viverito)

Wachs-Wettbewerb wie in Silicon Valley

Die Tech-Godzillas trampeln auf der New Yorker Landkarte herum: Erst kommt Amazon mit seinen hinter verschlossenen Türen gekungelten Bauplänen (siehe letzte Folge oder Fotos hier), jetzt zieht Google nach. Die Firma hat schon seit Jahren einen Sitz in Manhattan, an dem lumpige 7000 Leute arbeiten. Ein gegenüberliegendes Gebäude hatte Google bereits gekauft, und jetzt verkündet das Unternehmen auch noch Neubaupläne. Für die New Yorker Startup-Szene sind das keine guten Nachrichten; ihre MitstreiterInnen werben Branchenriesen wie Google und Amazon gerne für eigene Zwecke ab.
(Nachlesen bei Curbed New York)

Die Ente von der Ente

Seit Oktober scheint halb New York (plus Besuch vom Rest der Welt) hinter einer Ente herzujagen: Eine Mandarinente war plötzlich im Central Park aufgetaucht, niemand wusste, woher – eine Sensation! Inzwischen ist das Tier auf Mandarin Patinkin getauft, der Twitter-Account Manhattan Bird Watch verrät, wo es gesichtet wurde, und es gibt sogar Klamotten mit dem Viech. Da erst erfahren die ganzen Stadtkinder: In New York ist so ein Tier alles andere als einzigartig. In den Zoos der Stadt tummeln sich seit Jahren Mandarinenten, da allein kommt man schon auf 14 Exemplare.
(Nachlesen und Bilder anschauen beim Gothamist)