Viele können sich gar nicht vorstellen, dass auch das hier New York City ist. Und man könnte meinen: Niedliches kleines Häuschen, etwas kitschige Außendekoration, ganz normales amerikanisches Vorortleben. Aber hier ist das alles ganz anders. Dieses Haus – und alle drumherum – standen meterhoch unter Wasser, als der Sturm Sandy über New York hinwegfegte. Und hier, in Midland Beach, Staten Island, war man eben nicht so präsent wie die Leute aus den Wolkenkratzern an der Wall Street. Deshalb weiß kaum jemand, dass die Bewohner dieser Häuser heute noch um ihr Zuhause kämpfen. Fast ein halbes Jahr nach dem Sturm.

Die meisten Leute aus dieser Nachbarschaft leben immer noch in Hotels oder bei Freunden und Verwandten. Es kam ja nicht nur Wasser von zwei Seiten. Durch geborstene Heizboiler und andere Gefahrenquellen schwamm allerlei Dreck und Gift im Wasser, dessen Rückstände irgendwie beseitigt werden müssen. Was hier jetzt im Gartenboden steckt, weiß kein Mensch. Dass die Wände in den Häuser rasch zu schimmeln begannen, wussten hingegen die Leute sehr bald.

Allein durch die Hilfe von umsichtigen Privatleuten, die ein bestens organisiertes Freiwilligencamp organisierten, konnten die Hausbesitzer hier versuchen, ihre Häuser zu retten. Inzwischen sind sie so weit, dass sie in einigen der entkernten Häuser neue Rigipswände einziehen. Und mit Versicherungen und staatlichen Hilfsfonds um Geld streiten. Eine der schier unlösbaren Fragen dabei: Alle wollen Quittungen sehen, aber wie belegt man Arbeit, die von ehrenamtlichen Helfern, zum Teil mit gespendetem Baumaterial am Haus gemacht wurde?

Doch das sind noch die Fragen der Glücklicheren. Jedes einzelne Haus in diesem Viertel wurde untersucht und mit einem von drei Zetteln an der Tür versehen. Grün bedeutet, man kann darin wohnen (wenn auch sehr unbequem und ohne Möbel). Gelb bedeutet, es ist für eine zeitweise Nutzung freigegeben, da kann man versuchen, zu retten, was zu retten ist. Und rot bedeutet: Die Stadt schreibt den Abriss vor. Bevor der Bulldozer anrückt, bekommen die Häuser zudem ein Graffiti – so ähnlich wie Bäume, die der Förster für die Waldarbeiter markiert.

 

 

Das Department of Housing Preservation and Development (HPD) hinterlässt ein Zeichen. Und nur ein wenig später sehen diejenigen, die verzweifelt an ihren Häusern werkeln, weil sie es sich nicht leisten können, gleichzeitig Miete und Hypothek zu zahlen, so etwas hier, wenn sie aus dem Fenster schauen.