U-Bahn-Kunst: Verzweigt

Total typisch New York: Bäume. Ist schon klar, dass die meisten an etwas anderes zuerst denken, aber es gibt tatsächlich viele Bäume in New York City. Es kommt zuweilen nur darauf an, wo genau man sich da befindet. Unten im Battery Park zum Beispiel kann man hochschauen und den Überblick verlieren: Wo fängt das eine Geäst an und was gehört schon zum nächsten Baum? Mike und Doug Starn haben das gesehen (im Winter geht es besonders gut). Und sich gedacht: Ach, das ist ja genauso wie die New Yorker U-Bahn-Linien – so jedenfalls beschreiben sie…

New York Trash: Ästhetik

Es braucht nur den richtigen Moment und den richtigen Blickwinkel, schon ist New Yorker Müll schön. Pappe wird hier zusammengefaltet und dann in Bündel gebunden an den Straßenrand gestellt, bevor die Müllabfuhr kommt. Ich bezweifle, dass dieser Altpapierstapel abgeholt würde – zu weit weg von der Straße. Aber als Bild funktioniert’s so gut, dass ich vollbepackt stehen bleibe und so lange krame, bis ich meine Kamera finde.

Angeschmiert

Ich kannte mal einen Dachdecker, der meistens irgendwo Bitumen an sich kleben hatte. An den denke ich. In der Umgebung sind zwar sowohl Baustellen als auch Industriegebäude, aber ich glaube nicht recht, dass das wirklich dieses Teerzeug ist. Vielleicht – immerhin – Fliesenlegersilikon. Anfassen mag ich es nicht. Aber anschauen. In meinem Hirn hüpft dabei ein Kindergartensatz wie ein Flummi herum und pocht mir von innen gegen den Schädel. Wie haben die das gemacht? Egal. Es schrammt jedenfalls nur ganz knapp an buchstäblicher Streetart vorbei: auf dem Gehsteig, neben der Straße. Update: Paul Richard, der…

Von wegen Echo!

Ich finde sie unheimlich. Vorher habe ich schon Fotos davon gesehen – wie Sie jetzt, liebe Leserinnen und Leser, nur schärfer – da war das auch schon so. Und jetzt wird es nicht besser. Auch wenn alles Drumherum so friedlich ist. Oder gerade deswegen. “Echo” ist das diesjährige Ausstellungsstück im Madison Square Park. Die Kunst vom letzten Jahr fand ich poetischer, aber das liegt sicherlich an mir. Jaume Plensa hat sich für “Echo” gleich mal die nächste Generation vorgeknöpft: Eine Neunjährige aus der Nachbarschaft in Barcelona stand ihm Modell.

Kunst am Bau

Es gibt bestimmt wieder Leute, die sagen, die haben doch einen Vogel. Der Vogel, der hier zwischen Steckdosen hockt, ist kein Werbemittel. Oder na ja, irgendwie schon. Die Bude ist voll bei Crest Hardware, einem Heimwerkermarkt in Williamsburg. Denn heute ist hier Vernissage. Zum zehnten Mal verwandelt sich der Gebrauchsgüterladen für ein paar Wochen in eine Galerie, und zwar ohne den Verkaufsbetrieb einzustellen. Ich finde ja, die Welt braucht mehr solcher Veranstaltungen. Ich mag eben Sachen, die meine Wahrnehmung herausfordern. So sehe ich in einer Reihe von Schaufeln auf einmal den perfekten goldenen Schnitt, entdecke…

Zeit ist Geld

Heute ist Museum Mile Festival. Für drei Stunden am frühen Abend sind 20 Häuserblocks der Fifth Avenue gesperrt, und neun große Museen öffnen ihre Türen, ohne Eintritt zu verlangen. Bei der Gelegenheit wollte ich rasch ins Guggenheim springen und mir nur eine einzige Sache anschauen:  Hans-Peter Feldmanns Preisgeld. Der deutsche Künstler hat 2010 den Hugo Boss Prize gewonnen, und das nutzt er in seiner Soloausstellung in einer der kleinen Seitengalerien im Guggenheim Museum. 100.000 Dollar hat er dort an die Wand gepinnt. Aber heute bekomme ich sie nicht zu sehen. Die Schlange draußen auf der…

U-Bahn-Kunst: Um die Ecke

Jackie Chang spielt mit Worten. Vielleicht macht man das automatisch, wenn der eigene Name dem eines Actionfilmstars so sehr ähnelt. Die New Yorker Verkehrsbetriebe ließen Chang im Jahr 2000 die U-Bahn-Station Metropolitan Avenue/Lorimer Street gestalten. Da kann man auf dem Weg von der einen Bahn zur anderen herrlich ins Philosophieren kommen. Hier mal drei Denkanstöße.