Der Orchard Beach umrahmt in einem sanften Halbmond die Bucht, hinter dem breiten Sandstrand verläuft eine Promenade, dahinter lockt der Schatten großer, alter Bäume im Park und ein altehrwürdiges “bath house”. Es wundert mich nicht, dass dieser Strand auch “die Riviera von New York” genannt wird.
Der Strand ist zwar mitten in einem riesigen Park, dem Pelham Bay Park, gelegen – aber alles andere als natürlich. In den 30er Jahren ließ der berühmte New Yorker Stadtplaner Robert Moses hier zwei kleine Inseln mit Hilfe einer Geländeaufschüttung verbinden und dann Sand von anderen Stränden der Gegend (unter anderem Sandy Hook und Rockaway Beach) ankarren, um einen hübschen, halbmondförmigen Strand zu schaffen.
Damals entstand auch das Badehaus, das seit Jahren geschlossen ist, weil das alte Baumaterial der Salzwasserluft nicht standhalten kann und die Gelehrten sich noch nicht einig sind, wie sie es retten könnten. Geschweige denn, wer das bezahlt.
Der Orchard Beach liegt in der Bronx
Heute fragen mich die Leute eher erschrocken: Du willst in die Bronx?! Damals dagegen, als der Strand eröffnet wurde, war der Grand Concourse in der Bronx noch die Fifth Avenue der gehobenen Mittelklasse, da ging man einkaufen und flanieren – und nicht wie heute, Autos auf der Durchgangsstraße an den prächtigen Kolossen von Häusern vorbeisausen sehen.
Aber meine heutige Momentaufnahme spielt in der Gegenwart. Als ich an der Promenade in den leider sehr, sehr spärlich vorhandenen Schatten eile (also: unbedingt einen Sonnenschirm beim Strandbesuch mitnehmen!), fällt mein Blick auf ein rotes Schild, das hinter dem unbändigen Grün eines Busches hervorlugt.
Was ist das denn?, frage ich erst mich und dann einen Polizisten, der praktischerweise zum Telefonieren das Büro der Strandaufsicht verlassen hat. Stellt sich heraus, dass meine Fantasie mir diesmal keinen Streich gespielt hat: An diese schattige Stelle hinter der Promenade bringen die Polizisten die Kinder, die allein am Strand herumirren oder von anderen Erwachsenen hilfesuchend abgegeben werden.
Kinder warten im Lost Kids-Corrall
Hinter einem Zaun dürfen sie dann im Gras spielen oder an Picknicktischen sitzen, natürlich beaufsichtigt von Amtsschimmeln, bis ihre Eltern gefunden sind oder sich melden. Und damit die auch eine Chance haben, die richtige Stelle zu finden, stehen rundherum rote Schilder.
Durchsagen wie bei Ikea in der Art von “Der kleine Kevin möchte aus dem Kinderparadies abgeholt werden” gibt es allerdings nicht.
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