Eine Hand für den Mann, eine Hand fürs Boot. Diese Regel kenne ich vom Segeln, und wie so oft bedeutet das gar nicht, was es sagt. Ich halte nicht mit irgendeinem Mann Händchen, wenn ich auf einem Boot herumspringe, sondern ich kann von meinen beiden Händen nur eine für das nutzen, was ich gerade machen will. Fotos zum Beispiel. Mit der anderen Hand muss ich mich festhalten. Deshalb haben Boote so viele Leisten und Handläufe.
Auf einer Fähre rechnet man nicht unbedingt damit, dass das Herumlaufen gefährlich sein könnte. Auf der Staten Island Ferry zum Beispiel läuft man halt nach draußen und drängelt sich mit den anderen an der Reling, um Selfies mit Freiheitsstatue im Hintergrund zu machen.
Allerdings weist der Kapitän auch dort bei seiner Ansage darauf hin: Auf den Treppen schön festhalten, und während des Anlegens nicht irgendwo herumlungern, wo man herunterfallen könnte. Als waschechter Kapitän drückt er sich dabei natürlich gewählter aus als ich jetzt gerade. Ich trage ja schließlich den Rang einer First Mate Mermaid, da pflegt man einen anderen Ton.
Auf den anderen Fähren, die bis Mai 2017 über den East River fuhren, warnte ich deshalb meine Tourgäste immer ohne Schnickschnack vor: Egal was ihr macht oder seht, haltet euch fest. Diese Fähren fahren schnell, und ihre Kapitäne kennen kein Pardon.
Da ahnte ich ja noch nicht, was noch kommen würde.
Es kam nämlich das, was ihr da auf dem Foto seht. Das ist eine der neue Fähren, über deren lustige Namen ich neulich schon schrieb.
Langsam baut die Stadt New York damit nun ihr wiederbelebtes Fährsystem aus, für 2,75 Dollar kommt man inzwischen auf dem Wasserweg nicht nur den East River hinauf, sondern auch bis nach Rockaway zum Strand.
Dorthin nehme ich euch jetzt mit. Kommt, wir winken noch mal der Skyline (mit einer Hand, ihr wisst ja, wozu ihr die andere gebrauchen sollt, ne?).
Weil diese Route ein gutes Stück aus dem New Yorker Hafen hinausfährt, aufs offene Meer hinaus – wenn auch immer schön unter Land, an Bay Ridge vorbei, unter der Verrazano Narrows Bridge durch, dann an Seagate und Coney Island vorbei und so weiter – braucht die Fähre Extrakraft. Das haben sich die Betreiber so ausgedacht, als sie diese Fähren ganz neu bauen ließen.
Die kommerzielle Bootsfirma namens Hornblower hat bisher nur Partyschiffe durch den Hafen gejagt. Wenn ihr schon mal an einem frühen Abend in Dumbo die Sonne über der Skyline von Manhattan genießen wolltet, stehen die Chancen gut, dass ihr sie gehört habt. Also die Partymusik da drauf.
Jetzt hat Hornblower einen Vertrag für Ferry NYC, und auch da ist Party möglich. Es gibt nämlich – haltet euch fest (sag ich doch die ganze Zeit!) – Alkohol an Bord. Und nicht einfach nur irgendeine Dose. Das echt nette Personal zapft ein Bierchen (aber bitte nicht mit deutschen Zapfstandards vergleichen und Schaum erwarten, ne?) und es gibt sogar Rosé on tap.
Von Manhattan bis nach Rockaway dauert es knapp eine Stunde. Da kann man sich schon mal einen Drink genehmigen. Allerdings darf man damit nicht aufs Außendeck auf dem Dach der Fähre. Dass sie einen besonders starken Motor hat, verstärkt nämlich noch die Tempofreude der Fährkapitäne. Ich glaube, dies hier ist die schnellste Fähre New Yorks. Vielleicht sogar die schnellste, auf der ich je fuhr.
Wenn ihr auch mal mitfahren möchtet:
- In Manhattan legen mehrere Linien der NYC Ferry vom Pier 11 / Wall Street Pier ab (am Ende der Wall Street auf dem East River).
- Tickets könnt ihr dort in einem Kassenhäuschen kaufen oder über eine App online – ihr braucht unbedingt vorher ein Ticket, sonst kommt ihr gar nicht erst aufs Boot!
- Achtet darauf, dass ihr in der richtigen Schlange steht. Für diese Route wollt ihr auf die Rockaway Ferry.
- Fahrpläne, weitere Routen und Details auf der Website.
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