Let them eat cake!

Wie all die kleinen Kulturinitiativen muss sich Dixon Place etwas einfallen lassen. Dessen Macher brauchen ein Programm, ein Publikum, das sich dafür interessiert, und ordentlich Penunzen. Dixon Place hat sich spezialisiert auf brandneue Stücke und auf “work in progress” – Bühnenautoren, Performancekünstler und so weiter haben hier die Chance, Entwürfe vor Publikum zu inszenieren. Ich sehe heute “Hollow” von Stephanie Dodd – genauer gesagt: dessen ersten Akt. Es soll einmal ein Zweiakter werden. Hinterher frage ich Stephanie, wie es denn weitergeht. Sie sagt, so einiges seien ja erst mal nur Ideen, sie wolle auch an…

Wo bleibt Jupiter?

“Wie viele Monde schafft deins?”, fragt der Mann neben mir. “Kommt auf den Abend an”, weicht der andere aus. “Und in einer klaren Nacht? Meins kann nur vier”, sagt der erste Mann. Sie reden über Teleskope und Jupiter. Und ich bin hier eigentlich nur, weil wir eine Ausweichmöglichkeit brauchten. Ich war mit Reggie, einem Fotografen, zum Malaysian Festival im Meatpacking District verabredet. Das ist aber nicht aufgebaut wie ein Street Fair, zieht sich also nicht über mehrere Blocks oder wenigstens die gesamte Straßenbreite. Stattdessen drängeln sich Essensstände, eine winzige Bühne und unzählige Menschen auf etwa…

Licht-Türme

Jemand hat mir geschrieben, morgen komme die Stadt doch sicherlich einem Ausnahmezustand gleich. Und ich sei da sicherlich den ganzen Tag unterwegs. Nun: Erstens beliefere ich keine Nachrichtenagenturen, muss also kein Material von den Gedenkfeiern zum 11. September anschleppen. Und zweitens passieren die spannenden Dinge in New York oft am Rand. Heute zum Beispiel. Die Antennen der Ü-Wagen überragen sich jetzt schon gegenseitig. Sie sind trotzdem ein Fliegenschiss gegen die beiden Lichtstrahlen, die die Lücke symbolisieren sollen, in der einmal die World Trade Center-Türme die Skyline ausfüllten (die allerdings nicht aus deren Fundamenten strahlen). Die…

Zeichensprache

Unterwegs in El Barrio (Spanish Harlem, im Nordosten von Manhattan) komme ich an einem Juweliergeschäft vorbei. Das erinnert mich daran, dass ich seit gestern meine Armbanduhr in der Tasche trage. Die Verbindung von Armband und Uhr hatte sich gelöst. Kurzentschlossen betrete ich das Geschäft. Hinter dem Tresen steht eine Frau, die gerade etwas abtrocknet, das nach einer Lunchbox aussieht, vor mir steckt ein Mann sein Wechselgeld ein und wechselt mit der Frau spanische Worte, während hinter ihr ein Mann an einem kleinen Werktisch in sein Handy bölkt. Dann nimmt die Frau mich wahr und fragt…

Manhattan in Manhattan

Der Sommer ist fast vorbei. Es soll zwar morgen wieder über 30 Grad warm werden. Aber viele Open Air-Kulturprogramme hören jetzt auf. Und weil ich in dieser Saison noch nicht einmal draußen im Kino war, wird es jetzt Zeit. Ein paar Minuten vor Beginn finde ich ein Plätzchen auf dem Frisbee Hill im Central Park. Das Central Park Film Festival steht in diesem Jahr unter dem Motto “Iconic New York”. Heute, am letzten Abend, hatte das Publikum die Wahl – und sich für einen wahren New York-Film entschieden: Mit “Manhattan” zeigt Woody Allen, welche Ikonen…

Von wegen Schmelztiegel

Ein Taxifahrer ist das große Gesprächsthema fürs Wochenende. Der Einwanderer aus Bangladesh hatte in Midtown einen 21-Jährigen aus einer Kleinstadt im Staat New York gefahren. Der hatte den Taxifahrer während des Smalltalks gefragt, ob er Moslem sei, daraufhin Witze über den Ramadan gemacht und ein Messer gezogen, mit dem er den Taxifahrer am Arm, im Gesicht und am Hals verletzte. Wenige Stunden später war er gefasst. Der Taxifahrer hat das Ganze überlebt. Der Angreifer ging hinter Gitter, eine Kaution wurde nicht ausgeschrieben, die Anklage lautet auf versuchten Mord und das, was man hier Hate Crime…

Nadel ohne Heuhaufen

Sie sind ein merkwürdiges Gespann. Zwei Männer und eine Frau. Der eine Mann gibt den New York-Kenner, die Frau gibt sich unbeeindruckt, der andere Mann gibt gar nichts von sich. Ich glaube nicht, dass er das fünfte Rad am Wagen ist. Ich glaube auch nicht, dass einer von ihnen gerade versucht, bei der Frau zu landen. Vielleicht sind sie verwandt. Oder verheiratet. Manchmal lässt sich das schwerlich unterscheiden. Ich bemerke sie, als der Kennermann in meine Richtung zeigt und ruft: “Da ist der Obelisk!” Damit meint er nicht mich. Ich war gerade dabei, Krabben in…