Von wegen Amateure!

Da oben sitzt es, im Buzzard’s Nest: Das schwierigste Publikum der Welt. Diese Leute sind gnadenlos in ihrem Urteil, sie machen sich lautstark Luft, und ihre Tradition könnte der Großvater vom Jury-Verhalten bei “American Idol” sein, wenn denn Sendungen wie diese jemals solche Stars hervorbrächten wie die Amateur Night im Apollo Theater in Harlem. In der Blütezeit des Jazz spielte sich in Harlem ein Schauspiel ab, das ich immer noch so schwerlich verstehe, weil ich keine Parallelerfahrungen danebenhalten kann. In den Clubs dort traten zwar viele schwarze Musiker auf; als Zuschauer aber durften Schwarze nicht…

In guter Gesellschaft

Man muss schon jemanden kennen, um hier hereinzukommen. Das ist nicht die Garderobe einer exaltierten Bühnenkünstlerin. Es ist eine der Toiletten des Players Club. Wo man durchaus exaltierte Künstlerinnen treffen kann. Aber noch nicht so lange. Zwar finde ich auf einem Tisch oben in der Bibliothek ganz viele Porträt-Karten von längst verblichenen Schönheiten vom Beginn des 20. Jahrhunderts, unter einer Glasplatte sorgsam festgehalten, aber für lange Zeit blieben die schöpferischen Herren hier unter sich. Es war New Yorks erster Gentlemanclub für Theatermenschen, die sich hier zwanglos mit Künstlern anderer Sparten austauschen sollten.  “Wir mischen uns…

Schmelztiegel-Lexikon

“Niemand kann in die Zukunft sehen. Schon gar nicht ein Historiker.” So beginnt Kenneth T. Jackson seine Antwort auf eine Frage aus dem Publikum. Als Herausgeber der Encyclopedia of New York City soll er etwas über die zweite Auflage erzählen. Er macht daraus einen Vortrag darüber, warum New York so besonders ist. Die Faktoren heißen Toleration, Diversity, Aspiration, Density, Change (Toleranz, Vielfalt, Vorwärtsstreben, Dichte, Wandel). Zum Beispiel sagt er, dass in einer Stadt wie Tokio zwar mehr Menschen wohnen, diese aber zu 99 Prozent Japaner sind. Wohingegen von den über acht Millionen New Yorkern etwa…

Voodoo gegen verseuchtes Wasser?

Andrea dreht sich zu mir. “Das war seltsam!”, sagt sie, und ich nicke. Man kann ja nicht immer Glück haben mit Kulturveranstaltungen, und ich frage mich, ob wir in eine Freak-Versammlung geraten sind oder ob da ein paar Helfershelfer im Publikum verteilt sind. Larry Litt zieht “The Blame Show” ab – wir sollen sagen, wem wir die Schuld geben, und manche dürfen dafür dann eine Voodoo-Nadel in eine der Puppen stechen, die das Gesicht von George Bush, Glenn Beck, Sarah Palin und anderen tragen. Sie liegen auf einem Tisch bereit. Weil wir uns in einer…

Mitleidloser Schneesturm

Kaum ist Catherine Gildiner eingetroffen, beklagt sie sich: “Die haben meinen Flug gestrichen – wegen Schnee. Wo soll der denn sein?” Ein Mann, der von Carole Pope kurz darauf ein sehr schön eingepacktes Geburtstagsgeschenk bekommt, versucht der Autorin die aktuelle Beziehung zwischen New York und Schnee zu erklären. Seit der Weihnachtssturm so ein Chaos angerichtet hat, sind die offiziellen Stellen nervös. Sie mussten sich kübelweise Kritik gefallen lassen, weil sie keine “snow emergency” ausgerufen und den Räumdienst vergeigt haben, und auch in der öffentlichen Anhörung machten sie keine gute Figur. Auch das Gerücht über eine…

Van wie?

“Oh, das ist in der Nähe von der Bowery”, sagt der Typ, und dann verstehe ich einen Teil nicht, weil die Bahn so laut ist. Das nächste klingt wie Van Halen. Lustig, denke ich, wie die Band, wo soll das denn sein? Meine Begleiterin hat diesen Teil der Kommunikation halbwegs mitgekriegt, sie reden über Stadtteile. “Wo?”, fragt sie. Der Typ sagt noch mal was, das wie Van Halen klingt. “Wie die Band”, sage ich ihr in der Hoffnung, dass sie weiß, was er meint, aber so zugedröhnt, wie er aussieht, frage ich mich, ob er…

Sehr witzig

Wir haben was zu lachen. In der Mid-Manhattan Library steht Sam Hoffman und erzählt nicht nur von dem Buch, das auf Grundlage seiner Website entstanden ist – er zeigt auch so einige Videos. Buch- und Websitetitel sagen ganz klar, worum es geht: Old Jews Telling Jokes. Hinterher darf man Fragen stellen. Mir fällt keine ein. Aber dann fragt eine Frau weiter vorne etwas, bei dem ich denke: Oh, stimmt, das hatten wir nicht. Von den sechs Überschriften in der Präsentation, die da vorn auf die Wand geworfen ist, hat Sam Hoffman nur auf fünf geklickt….