Alte Weiber haben den Sommer zu goldenen Netzen gesponnen, Aus, Ende, vorbei. Und damit auch die Saison für Outdoor-Kunst? Nicht in New York.
Der wunderbare Socrates Sculpture Park hat bereits die nächste Ausstellung im Blick – aber nebenher den riesigen Blickfang der Sommer-Ausstellung bis Ende Oktober verlängert.
“The Living Pyramid” von der ungarischstämmigen, in New York lebenden Künstlerin Agnes Denes sieht inzwischen nicht mehr so frühlingshaft aus wie im Mai, als das Werk aus tonnenweise Erde, Blumen und Samen im Socrates Sculpture Park entstand. Es hat sich verändert, so wie unsere Umwelt das nun einmal tut.
Seit Jahr und Tag kommen und gehen hinter dem Hafen die Wale mit den Jahreszeiten, weil sie vor der Küste von New York und Umgebung schick essengehen und dann im Winter in südlichen Meeren für Nachwuchs sorgen. Die Vögel fliegen im selben Rhythmus und versuchen, den Walen dabei auf den FischMeeressäugerkopp zu kacken, und unterdessen tragen anderswo ständig irgendwelche Hanseln Eulen nach Athen. Im griechisch geprägten Astoria (Queens) brauchen sie die nicht. Dorthin hat wer eine ganze Pyramide verpflanzt. Im Wortsinn.
Seit fast einem halben Jahrhundert befasst Agnes Denes sich mit Pyramiden. Mit Umweltfragen sowieso. Berühmt wurde die heute 83-Jährige mit “Wheatfield – A Confrontation”: 1982 legte sie in Manhattan unweit des World Trade Centers ein zwei Morgen (etwa 8.000 Quadratmeter oder knapp zwei Fußballfelder) großes Weizenfeld an, das sie bewirtschaftete und auch erntete. Da wogen sich goldene Ähren unter Wolkenkratzern und setzten Maßstäbe für die Umweltkunst. Heute sind davon nur noch herrliche Fotos übrig.
Vergänglich? Von wegen. In Finnland hat Denes mit Hilfe von 11.000 Menschen einen künstlichen Berg nach einem strengen mathematischen Muster mit Bäumen bepflanzt – und dieses Kunstwerk soll sich über Jahrhunderte erstrecken. Das Gelände steht deshalb für 400 Jahre unter Schutz.
Zur Eröffnung von “The Living Pyramid” durfte jede Besucherin dabei mithelfen, die ersten Blumen zu pflanzen, zu denen sich dann noch Gras- und Wildblumensamen gesellten. Wer erst jetzt seinen Weg zur Ausstellung findet, bekommt zu sehen, was daraus gewachsen ist.
“The Living Pyramid” von Agnes Denes steht bis zum 31.10.2015 im Socrates Sculpture Park, 32-01 Vernon Boulevard in Queens (Astoria), täglich von 10 Uhr bis Sonnenuntergang geöffnet. Auf der Park-Website gibt es eine Wegbeschreibung.
Jürgen
September 26
Wir waren im Mai 2015 das erste Mal dort und haben die Pyramide im Aufbau gesehen und uns hat der Park auch sehr gut gefallen. Es ist recht ruhig dort und es gibt in einer Ecke des Parks eine Parbank, die direkt am East River zum Verweilen einlädt.
Anschließend sind wir noch den Broadway (natürlich ist hier nicht der Broadway in Manhattan gemeint) ein paar Blocks entlang gegangen, bis wir zum “Bel Aire Restaurant & Diner” kamen. Für mich war es wie im Film, als ich in diesem Laden saß und Pancakes gegessen habe.
Von dort ging es dann mit dem Bus zurück nach Park Slope in unser Feriendomizil. Das ist spannender, als für den Rückweg die U-Bahn zu nehmen.
Petrina Engelke
September 27
Das klingt nach einem tollen Tag! Ich empfehle auch gern, ab und zu einmal mit dem Bus zu fahren – da bekommt man ein ganz anderes Gefühl für die Stadt als mit der Bahn.