An die Wand geklatscht

Hier in der Gegend wimmelt es vor Graffiti, Stencils und Plakaten. Die einen klatschen für die Kunst Farbe an die Wand, andere verbreiten eine politische Botschaft oder werben für ihre Band, wieder andere markieren so ihr Revier. Aber nicht alles, was in Williamsburg an der Wand steht, ist illegal da hingekommen. Schließlich kann man in New York nicht nur horizontal gesehen mit jedem Fleckchen Platz Geld verdienen. Und hier ist oben über den Tags doch noch Luft.

Besitzen, besessen

Manchmal weiß ich es einfach nicht. Ich sehe es, ich lese es, ich verstehe den Inhalt – aber ich weiß nicht, ob das jetzt für sich steht, ob nun als Kunststück oder als Pamphlet,  und mich zum Denken oder Tun bringen soll, oder ob dahinter eine Firma steckt, die will, dass ich mein Geld für dies oder jenes ausgebe. Ich möchte ja gerne glauben, dass das einfach nur ein Denkanstoß ist. Aber in New York fällt es schwer, sich ein “einfach so” vorzustellen. Nur Platz gibt es hier noch weniger als Muße. Und in diesem…

Oscar-Saison

Eigentlich braucht die Oscar-Verleihung keine Werbung. Die Frauenzeitschriften bringen lange Strecken mit den schönsten Kleidern auf dem roten Teppich (von vergangenen Jahren), die Zeitungen listen die Nominierungen auf (und die stets überraschten Reaktionen), die Kritiker verkünden auf den Filmseiten, wer einen Academy Award verdient hätte (und wer ihn stattdessen bekommen wird). Trotzdem stehen auch in diesem Jahr wieder die goldenen Trophäen an den Seiten einer Ausstellung in Grand Central – riesengroß, damit sie keinesfalls jemand übersieht. Eine der kleineren, aber echten Statuen darf man in die Hand nehmen, die eigene Oscar-Rede vortragen und sich dabei…

Nicht schon wieder Crack!

Manche Bezeichnungen sind gleichzeitig korrekt und irreführend. Sozusagen das alte “Teekesselchen”-Spiel im Extrem. Das fiel mir besonders auf, nachdem ich über den New Yorker Crack Pie geschrieben hatte – seitdem lieben Suchmaschinen mich, wenn jemand nach Crack-Rezepturen sucht. Dabei hat das eine mit Konditoreikunst und das andere mit Drogensucht zu tun, und es gibt keine Schnittstelle. Daran hatte ich gar nicht gedacht. Deshalb kann ich es mir keinesfall erlauben, sarkastische Gedanken zu verfolgen, als ich sehe, wie missverständlich ein Öko-trifft-Feinkost-Laden seine Ware auszeichnet:

Reklamehelden

Anonymität ist alles. Jedenfalls, wenn man so etwas tut wie Poster Boy. Dann zeigt man sein Gesicht nicht in der Öffentlichkeit, man verbreitet seine Telefonnummer nicht, verbreitet sogar die Ansicht, Poster Boy sei gar keine Person, sondern ein Kollektiv. Mit einer Klinge bewaffnet geht Poster Boy in den Untergrund und kämpft gegen das Böse. In der U-Bahn schlitzt Poster Boy – nein, nicht Menschen, sondern Werbeplakate auf. Und baut daraus neue. Zum Beispiel solche: Poster Boys neueste Werke “Wir haben das einfach aus Langeweile angefangen”, sagt er dazu lässig. Aber ehe er das sagt, hat…

Babylon-Optik

In den meinungsstarken, inhaltsarmen Fernsehnachrichten taucht das Thema immer wieder auf: In manchen Gegenden New Yorks schreiben die Einwohner einfach in der Sprache, die sie verstehen. An ihren Geschäften stehen dann Dinge, die die Außenreporter nicht entziffern können. Das prangern sie an, und dann finden sie Leute, die in die Kamera sagen, es solle ein Gesetz geben, das englischsprachige Werbung vorschreibt. Manchmal dürfen ein paar Ladenbesitzer dann darüber klagen, wie viel Geld es sie kosten würde, die ganze Werbung neu machen zu lassen. Aber das Thema kommt jedes Mal wie ein Riesenskandal rüber. Als gäbe…

Moment mal: Beethovenmonat?

“Awareness” ist eine wichtige Sache. Ich kann das nicht so recht übersetzen, und jedes Mal aufs Neue frage ich mich, ob das nicht mehr an der dahinterstehenden Kultur als an der Vokabel liegt. In New York gehört es zum Alltag, sich für andere einzusetzen – natürlich nicht in der U-Bahn, in der Wartschlange oder sonstwo, wo man andernorts gutes Benehmen beobachten kann. Aber es gibt unzählige Organisationen, die Gutes im Sinn haben, und denen gibt man Geld oder Zeit. Weil die Organisationen wiederum auf Spenden und auf ehrenamtliche Helfer angewiesen sind, lassen sie sich etwas…